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Schäferwagenkirchen im Fränkischen Seenland

"Die Kirche kommt zu den Menschen." Und: "Gottesdienste brauchen einen sichtbaren und erkennbaren Ort."  Mit diesen beiden Leitgedanken haben sich Menschen im Dekanat Gunzenhausen/Mittelfranken im Jahr 2007 daran gemacht, kleine "Kirchengebäude" zu entwickeln, die leicht an jeden Ort zu transportieren sind. Zunächst wollte man einen Wohnwagen zur Kirche machen, was sich aber als zu problematisch herausstellte.

Da es im Fränkischen Seenland eine bis heute lebendige Tradition von Schäfern und Schafzucht gibt, war der Plan zur Gestaltung relativ schnell entworfen. Kleine Schäferwagen wurden von einer Zimmerei zu Kirchen umgebaut.  Damit die Schäferwagenkirchen auch wirklich an jeden Ort kommen können, bekamen sie von einem Karosseriebauer ein Fahrwerk. Der Innenausbau, der auch die Fertigung von Altartischen, Kreuzen sowie Lesepulten einschloss, wurde von Ehrenamtlichen vorgenommen. Ein kleines Türmchen auf dem Wagen ist ein weithin sichtbares Erkennungszeichen. Eine umgebaute Schiffsglocke ruft die ,Schäfchen' herbei, die dann auf den Bierbänken Platz nehmen, die in einem eigens dafür konzipierten kleinen Laderaum des Wagens verstaut werden können. Insgesamt dauerte es ein Jahr, bis zwei Schäferwagenkirchen fertig gestellt waren. Im letzten Winter kam dann noch eine dritte Kirche hinzu.

Die Resonanz auf die Schäferwagenkirchen ist überwältigend. Die kleinen gelb oder rot angestrichenen Wagen bilden einen höchst sympathischen Blickfang an den Seen und signalisieren damit sehr deutlich: Hier ist Kirche, hier findet Gottesdienst statt. Die Kombination aus biblischen Bildern (besonders Psalm 23), der Schäfertradition im oberen Altmühltal und den positiven Emotionen, mit denen diese Bilder besetzt sind, bildet den Erfolgsfaktor. Die Besucherzahlen bei den Seegottesdiensten haben sich vervielfacht, die öffentliche Aufmerksamkeit hat dies noch verstärkt. Touristen, die es sich gerade auf Luftmatratze oder Paddelboot gemütlich gemacht haben, kommen neugierig zu den Schäferwagenkirchen hin.

Auf jedem Campingplatz bildet die Schäferwagenkirche einen Anziehungspunkt für Jung und Alt. Für gemeindliche Veranstaltungen im Freien, bei denen ein Gottesdienst stattfindet, ist die Schäferwagenkirche das Zentrum, sozusagen der offene Chorraum der Kirche. Über Gottesdienste hinaus werden die kleinen Wagen aber auch anders genutzt:  Die drei Touristenpfarrer, die die Gottesdienste in den Schäferwagenkirchen halten, nutzen sie auch  als eine Art "rollendes Sprechzimmer". Sie stehen dann am Seeufer oder auf dem Kirchenplatz mit weit geöffneten Türen und geben allen, die dies möchten, Gelegenheit zum Gespräch mit dem "Schäferwagen-Pastor".


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Publikationsdatum dieser Seite: Mittwoch, 7. Februar 2018 17:39