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Tolerantes Berlin?

Im Laufe des Jahres 2013 wird das Jahresthema "Toleranz" auf der Internetplattform "im Lichte von 12 Monatsthemen beleuchtet werden. Unter jedem dieser Monatsthemen kann neu bedacht werden, wo wir Toleranz einüben können. Nach dem Thema "Ruhe" im Dezember ist im Januar das Thema "Bewegung" an der Reihe. Die konzentrierte Muße in einem Kloster, die Geschwindigkeit beim Spielen von Computerspielen - Bewegung kann langsam oder schnell sein. An manchen Tagen sind wir selber stärker in äußerer Bewegung, manchmal versetzt uns etwas stärker in innere Bewegung. An manchen Tagen verspüren wir Ungeduld mit der Langsamkeit der anderen, an manchen Tagen geht uns alles zu schnell. Toleranz ist gefragt, gegenüber anderen, aber auch gegenüber uns selbst.

Wir stellen in diesem Monat Projekte vor, in denen Kirche, die manchmal etwas zu statisch ist, in Bewegung gerät und sich auf den Weg macht, andere in Bewegung zu versetzen.

Das Themenjahr "Reformation und Toleranz" ruft dazu auf, sich aufzumachen und neue Wege zu beschreiten. Auf diesen Wegen liegen Erfahrungen mit dem Anderen, mit fremden Kulturen und Religionen. Die Wege können dabei auch in die Vergangenheit führen. Wie tolerant waren die Generationen vor uns? Welches Erbe haben sie uns hinterlassen? Eine Stadtführung in Berlin macht sich auf den Weg. Sie verweist auf Orte von historischer und politischer Bedeutung und setzt sich damit auseinander, wie tolerant Berlin tatsächlich war und ist.

Die Stadt hat Zuwanderern und Menschen, die wegen ihres Glaubens verfolgt worden, schon lange vor unserer Zeit Zuflucht gewährt: Der Französische Dom am Gendarmenmarkt gab seit Anfang des 18. Jahrhunderts den protestantischen Hugenotten nach ihrer Vertreibung eine neue Heimat. Ganz in der Nähe erhielten die katholischen Zuwanderer aus Schlesien etwa 50 Jahre später von Friedrich dem Großen die Hedwigskathedrale als Gottesdienstort. Ein paar hundert Meter weiter konnte die Jüdische Gemeinde zu Berlin nach Jahrhunderten der Verfolgung ihre erste Synagoge 1714 eröffnen.

Zwischen diesen Orten liegt der Bebelplatz, seit der von den Nationalsozialisten inszenierten "Bücherverbrennung" im Mai 1933 ein Synonym für menschenverachtende Intoleranz. Unzählige Bücher von Karl Marx, Heinrich Heine, Kurt Tucholsky, Erich Kästner, Siegmund Freud und anderen Autoren mit angeblich "undeutschem Geist" wurden ins Feuer geworfen.
Den Abschluss der Führung bildete die Vorstellung des geplanten interreligiösen Bet- und Lehrhauses am Petriplatz. Hier entsteht etwas ganz Neues: ein Gotteshaus, das die drei monotheistischen Religionen Judentum, Islam und Christentum gemeinsam konzipieren, bauen, verantworten und betreiben, ohne ihre je eigenen Identitäten zu vermischen.

Ein Gotteshaus, das für die drei Religionen drei getrennte Sakralräume für das je eigene gottesdienstliche Handeln und einen gemeinsamen Bereich für Gespräch und Lehre enthält. Ein Gotteshaus, das dem wachsenden Bedürfnis nach einem Miteinander von Menschen unterschiedlicher religiöser oder weltanschaulicher Prägung auch in räumlicher Hinsicht gerecht zu werden versucht. Gründungsmitglieder des Trägervereins sind die Jüdische Gemeinde zu Berlin, das Abraham-Geiger-Kolleg Potsdam, das Forum für interkulturellen Dialog e.V. (als muslimischer Partner), der Evang. Kirchenkreis Berlin-Stadtmitte, die Evang. Kirchengemeinde St. Petri - St. Marien und das Land Berlin.

Der Stadtspaziergang am Neujahrstag war eine der ersten Veranstaltungen im Rahmen des Themenjahres " Reformation  und Toleranz." Er wurde veranstaltet von "Cross Roads". Die Agentur für Stadtführungen des Kirchenkreises Berlin-Mitte hat sich darauf spezialisiert, Berlin seinen Besuchern "mit evangelischen Augen" zu präsentieren.


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Publikationsdatum dieser Seite: Mittwoch, 7. Februar 2018 17:39