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Ärztekanzel Hamburg - Kirche und Medizin im Dialog

Es handelt sich um eine fast 40 Jahre währende Tradition in der Bildungsarbeit an der Hauptkirche St. Nikolai in Hamburg- Harvestehude: Jeweils im Herbst wird zu einer Reihe mit drei Themenabenden und einem abschließenden Themengottesdienst eingeladen. Das verbindende Element ist dabei ein Thema, das das Wohlbefinden von Leib und Seele betrifft. Medizinische Themen werden unter besonderer Berücksichtigung gesellschaftspolitischer und theologisch-ethischer Aspekte behandelt.

Gesundheit ist Veränderung, ein Leben lang, unabhängig vom Alter, Geschlecht und sozialer Einbindung. Für Erkrankte und Angehörige bleibt in den Krankenhäusern und Praxen - durch einen zunehmenden wirtschaftlichen Druck -  oft nicht genug Zeit, ihre Erkrankung zu verstehen und zu begreifen, für sich einzuordnen und stellt auch für den Behandelnden oft eine unbefriedigende Situation dar. Um diese Lücke zu schließen, bietet die Ärztekanzel Kompetenz, Raum und Zeit. Hinzu kommt, dass in der medizinischen Betreuung oft ein Teilaspekt einer Erkrankung im Vordergrund steht. Hier öffnet die Ärztekanzel neue Perspektiven, indem sie neben Medizinern beispielsweise auch Theologen und Psychologen zu Wort kommen lässt. So werden Möglichkeiten aufgezeigt, die den Menschen im biblischen Sinn ganzheitlich heil werden lassen.

Deutlich wurde das bei der Ärztekanzel im Jahr 2012. Unter dem Motto "Autoimmunerkrankungen - Angriff auf das innere Gleichgewicht" standen rheumatische Erkrankungen, Hauterkrankungen wie Schuppenflechte und Neurodermitis und Multiple Sklerose im Mittelpunkt. Für den Betroffenen bedeutet die Diagnosestellung oft ein Sturz aus seiner "normalen" Wirklichkeit. Spuren dieser Erkrankungen sind häufig äußerlich erkennbar, attackieren das Selbstbild. Durch die sich häufig in Schüben verschlechternde Erkrankung fühlt sich der Patient ausgeliefert und seiner eigenen Steuerung enthoben, die seelische Belastung nimmt zu und führt zu einer eigenen Erkrankungsdynamik. Neben der modernen, medizinischen Therapie ist eine psychosoziale Betreuung wichtig, damit die chronische Erkrankung nicht die Macht im Leben übernimmt.

Der jede Ärztekanzel abschließende Gottesdienst nahm dies besonders in den Blick. Die thematische Zuspitzung gelingt in den Gottesdiensten auch immer dadurch, dass hier auch Mediziner an der Vorbereitung beteiligt sind. Der Leib als Gefängnis der Seele, der Leib als Spiegel der Seele und der Leib als Freund der Seele lauteten die Themen der im Dialog von Ärzten und Hauptpastor gehaltenen Predigt. Der Kirchenmusiker der Gemeinde konnte nach Gesprächen im Vorbereitungskreis eine von ihm hierfür komponierte Motette im Gottesdienst mit einem Chor uraufführen. Die Motette stellt das Gebot "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst" in den Mittelpunkt und kontrastiert dieses mit den konkreten Alltagsgeboten aus 3. Mose 19. So wurden die vielen Informationen aus den medizinischen Vorträgen damit verknüpft, dass christlicher Glaube Heilung verheißt und moralisch verantwortetes Handeln in direktem Zusammenhang mit der (Vor-)Sorge für das eigene Leben steht.

Die Ärztekanzel im Herbst 2013 wird sich dem Thema "Organtransplantation" widmen. Diese Reihe ist Projekt des Monats im Rahmen des Monatsthemas "Wissen" auf der Internetplattform "Kirche im Aufbruch". 


 


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Publikationsdatum dieser Seite: Mittwoch, 7. Februar 2018 17:39