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"Mach's grün" - Ideenwerkstatt zum Thema Stadt

Was macht aus Sicht von Jugendlichen eine lebenswerte und coole Stadt aus? Und was heißt es eigentlich, im Alltag nachhaltig zu leben? In der Ideenwerkstatt "Mach's grün" der Evangelischen Akademie Frankfurt / Main und der jugend-kultur-kirche sankt peter (Frankfurt) erarbeiteten Jugendliche Antworten auf diese Fragen.

An einem Thementisch bringt ein Teilnehmer ein Label für virtuelles Wasser ins Spiel. Dann könnten jugendliche Verbraucher in Zukunft auf einen Blick sehen, wie viel Wasser bei der Produktion des neuen Sneakers oder Handys verbraucht wurde. Nebenan geht es um nachhaltige Stadtplanung. Sind Hochhäuser eigentlich ein Modell, weil sie wenig Platz verbrauchen, oder doch eine schlechte Idee - wegen ihrer Energiebilanz? Welchen Nutzen haben vertikale Gärten, die an Hauswänden in den Himmel wachsen? Eindeutig ist das Ergebnis beim Thema Fahrradwege. Denn diese sind oft von Hindernissen gepflastert: ein Umstand, der sich dringend ändern sollte, damit mehr Leute vom Auto aufs Fahrrad umsteigen. Derweil ist der Nachbartisch mit der Frage beschäftigt, wie nachhaltig die eigenen Hobbies sind. Die Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 17 Jahren diskutieren ausführlich, wie viele Ressourcen für ein Skateboard verbraucht werden, ob in Sprayerfarbe heute noch Treibhausgase stecken und wo der Strom für das Spielen von Online-Spielen herkommt.

So sprudeln zum Einstieg in die Veranstaltung gleich die Ideen. Die Jugendlichen erarbeiten sich schrittweise die vielen unterschiedlichen Aspekte von nachhaltigem Leben in der Stadt und stellen fest: Einiges kann jeder selbst in die Tat umsetzen, anderes erfordert einen langen Atem und politische Entscheidungen. Vor allem aber müssen andere Menschen informiert und überzeugt werden, damit es langfristig zu einem bewussten und sparsameren Umgang mit Ressourcen kommt.

Das erste Ziel der Ideenwerkstatt war es, Initiativen einzuladen, die von ihrem Engagement berichten. Daran anknüpfend entwickelten die Teilnehmer kreative Ideen für den Alltag, dokumentierten diese auf einem Blog und stellten sie abschließend einer Jury vor, damit ihre Wünsche und Anliegen auch Resonanz finden. Das Projekt knüpfte dabei an die Bewerbung Frankfurts als "Europäische Grüne Hauptstadt" an, mit der die Stadt Nachhaltigkeit als Querschnittsthema verankern und Veränderungen auf allen Ebenen initiieren wollte. Mit dem Titel zeichnet die Europäische Kommission jährlich eine europäische Stadt aus, die hohe Umweltstandards umsetzt und überzeugende Strategien für eine nachhaltige Stadtentwicklung präsentiert. Im Bewerbungsprozess fiel allerdings auf, dass die Diskussion vor allem in Verwaltung und Fachgremien geführt wurde. Daraus entstand die Idee für eine Veranstaltung, in der auch Jugendliche ihre Ideen einbringen können.

Die Stadt so zu gestalten, dass auch zukünftige Generationen gut leben können, ist heute eine der Hauptaufgaben. Wie kann Wachstum ökonomisch und ökologisch verantwortlich gestaltet werden? Wie können Wirtschaft und Städte anders wachsen?

Als Ausgangspunkt diente dabei die aktuelle, kreative Protest- und Beteiligungskultur, die gerade auch im Themenfeld "Nachhaltigkeit" entstanden ist. Ihr Kennzeichen ist eine aktive Nutzung von sozialen Medien (Facebook etc.) zur Verbreitung guter Ideen und zur Mobilisierung für performative Protest- und Aktionsformen im öffentlichen Raum. Häufig sind diese Teil von Kampagnen, die es jedem ermöglichen, durch leicht umsetzbare Schritte gemeinsam mit anderen etwas im Alltag zu verändern oder für eine gute Sache Gesicht zu zeigen. Der Spaß liegt vor allem darin, dass gute Ideen im Zusammenwirken Vieler entstehen und Aktionen lose vernetzt an vielen Orten stattfinden.

In den zwei Tagen der Ideenwerkstatt entstanden die unterschiedlichsten Aktionen. Die Gruppe "Parks auf Parkplätzen" inszenierte in der Fußgängerzone eine Performance, um auf den Flächenverbrauch durch die vielen Autos hinzuweisen, die im Schnitt 23,5 Stunden pro Tag ungenutzt im Stadtraum stehen. Andere Teilnehmer entdeckten die Möglichkeiten von "RecyclingDesign" und schufen Möbel aus Materialien wie Europaletten und Gartenschläuchen, die sie zuvor aus Mülltonnen und Ablageplätzen gefischt hatten. Das Team von "Nachhaltig feiern" entwickelte ein Konzept für das anstehende Schulfest, um von der Einladungskarte bis zum Buffet möglichst wenig Ressourcen zu verbrauchen. Als die Gruppen ihre Aktionen und Ideen der Jury präsentierten, wurde deutlich, dass die Jugendlichen in den zwei Tagen nicht nur viele Ideen entwickelt und intensiv am Thema Nachhaltigkeit gearbeitet haben, sondern dabei viel Spaß hatten und stolz auf ihre Ergebnisse waren. Das ist sehr wichtig. Denn ein dauerhafter Wandel von Konsum- und Lebensgewohnheiten wird nur gelingen, wenn Nachhaltigkeit nicht einfach Verzicht bedeutet, sondern mit einem Mehr an Lebensqualität, Spaß und einem gewissen Coolness-Faktor einhergeht. Und nichts ist motivierender als selbst etwas verändern zu können.

Die Internetplattform "Kirche im Aufbruch" stellt in diesem Monat neben diesem Projekt des Monats noch weitere Projekte zum Thema "Wachsen" und "anders Wachsen" vor.


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Publikationsdatum dieser Seite: Mittwoch, 7. Februar 2018 17:39