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Glaubenszeugnis aus schwierigster Zeit - 75 Jahre Johanneskirche Hamm

Die 1938 im Norden der westfälischen Stadt Hamm eingeweihte Johanneskirche hat eine besondere Bedeutung, weil ihre Gemeindemitglieder zur Bekennenden Kirche gehörten. Die Bekennende Kirche wehrte sich gegen eine "Gleichschaltung" der Deutschen Evangelischen Kirche durch die Nationalsozialisten. Sie grenzte sich damit von den "Deutschen Christen" ab, die sich der Ideologie des Nationalsozialismus anpassten. Die Gemeinde hatte während der Bauzeit mit Behinderungen durch die Nationalsozialisten zu kämpfen. Einige bauliche Zeugnisse der Johanneskirche weisen auf ihre Rolle als Kirche der Bekennenden Kirche hin.

Zu den eindeutigen Zeugnissen der Bekennenden Kirche gehört die 1937 gegossene Stahlglocke mit der Inschrift: "+ Ich bin der Herr + Dein Gott/Die Bekennende Gemeinde Hamm gab diese Bußglocke 1937". Engelskulpturen in der Kirche schlagen den Bogen von der Vergangenheit in die Gegenwart: Während vier Engel aus den 1930er Jahren den Kampf des Guten gegen das Böse darstellen, wurden in den 1980er-Jahren zwei und 2011 zwei weitere Figuren ergänzt. Diese weisen auf aktuelle Anliegen der Gemeinde hin, wie den Dialog der Religionen, den Weltfrieden und die Notwendigkeit von Toleranz in einer modernen Gesellschaft, hin.

In der Vorbereitung auf das Jubiläumsjahr hat sich die Kirchengemeinde im Hammer Norden gefragt, wie viele Menschen wohl in diesen Jahren in der Johanneskirche getauft wurden, wie viele geheiratet haben und wie viele Gemeindeglieder auf dem Friedhof hinter der Kirche beerdigt wurden.

Erstaunliche Zahlen sind zutage getreten. Anders als gedacht war in 75 Jahren die Zahl der Getauften viele größer als die der Verstorbenen. Die Gemeinde hat dann beschlossen, diese Zahlen einmal öffentlich zu dokumentieren und zu präsentieren und auf einem großen Banner am Kirchturm anzubringen. Das Banner soll die Aufmerksamkeit der vorbeigehenden Passanten auf sich ziehen. Vielleicht weckt es Erinnerungen an die eigene Taufe oder die der Kinder, an den Tag der Eheschließung oder an manchen Menschen, der auf dem Friedhof seine letzte Ruhestätte gefunden hat. Vielleicht lässt es den einen oder anderen innehalten, nachdenken, ein Gebet sprechen. Womöglich lädt es auch Menschen ein, die Johanneskirche mal wieder zu besuchen.

Zu den einzelnen Amtshandlungen, wie man sie offiziell nennt, finden im Jubiläumsjahr verschiedene Erinnerungsgottesdienste statt. So wurde ein Tauferinnerungsgottesdienst gefeiert für alle, die auf ein 5 bzw. 10jähriges Taufjubiläum zurückblicken können. Eine solche Tauferinnerung soll von nun an in regelmäßigen Abständen erfolgen.

Am Sonntag Trinitatis fand ein großer Trau-Erinnerungsgottesdienst statt. Nach dem Festgottesdienst wurde in der Kirche eine lange Festtafel aufgebaut.

Von den 1218 Ehepaaren, die in der Johanneskirche geheiratet haben, konnten rund 330 angeschrieben und dazu eingeladen werden. Etwa 100 Paare folgten der Einladung. Der Gottesdienst stand ganz im Zeichen des Dankes für Gottes gutes Geleit in den Ehejahren. Es erklangen mehrere Liebeslieder im Gottesdienst. Unter dem Titel "An deiner Seite" schlüpften die Pfarrer der Gemeinde Christel Schmidt und Frank Millrath in die Rolle eines älteren Ehepaares, das sich an eine gemeinsame, aber auch wechselvolle Zeit von 47 Ehejahren erinnern konnte.

Am Ewigkeitssonntag soll es eine Gedenkfeier für die verstorbenen Gemeindeglieder in der 75jährigen Geschichte der Kirche geben. Damit endet dann ein Jubiläumsjahr einer Kirche mit einer außergewöhnlichen Geschichte.


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Publikationsdatum dieser Seite: Mittwoch, 7. Februar 2018 17:39