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Mahnmal für die deportierten Juden Badens

Die Idee des Jugendprojektes ist so einfach wie genial: In jedem der Deportationsorte sollen Jugendgruppen oder Schulklassen sich mit der Deportationsgeschichte auseinandersetzen und zwei Gedenksteine gestalten. Einer der beiden Steine soll in der Gemeinde bleiben und dort einen angemessen Standort erhalten, der andere wird Teil des zentralen Mahnmals in Neckarzimmern.

So hat das Projekt einen dualen Charakter mit dem Mahnmal als zentralen Fixpunkt und den dezentralen Aktivitäten der Gruppen vor Ort. Das Mahnmal ist die einzige Gedenkstätte in Baden, die an die landesweite Deportation am 22. Oktober 1940 erinnert. Der künstlerische Leiter des Projektes, Karl Vollmer, von dem der Entwurf für die Bodenskulptur stammt, verweist auf den Prozesscharakter des Projektes. Er selbst habe lediglich den "statischen Teil" geschaffen. "Der andere Teil - der dynamische - ist die Erinnerungsarbeit der Jugend in den Heimatgemeinden und die Anfertigung der Steine als Erinnerungszeichen."

Am 23. Oktober 2005 wurde auf dem Gelände der Tagungsstätte der Evangelischen Jugend in Neckarzimmern das Mahnmal zur Erinnerung an die am 22. Oktober 1940 ins südwestfranzösische Gurs deportierten badischen Juden der Öffentlichkeit übergeben. Auf einer frei zugänglichen Wiese des Tagungsgeländes bildet ein Betonfundament einen 25 mal 25 Meter großen Davidstern. Diese Bodenskulptur bietet Platz für Erinnerungssteine aus den 137 Deportationsorten. Bei der Übergabe umfasste das Neckarzimmerer Mahnmal Steine aus 41 Orten, jetzt sind es über hundert Steinpaare.

Das zentrale Mahnmal sollte seinen Standort auf dem Gelände einer kirchlichen Einrichtung finden, die von vielen Jugendlichen besucht wird. Nach längerer Suche entlang der Rheinschiene fand sich schließlich in der Tagungsstätte Jugendlichen besucht wird. Nach längerer Suche entlang der Rheinschiene fand sich schließlich in der Tagungsstätte Neckarzimmern ein geeigneter Ort. Neckarzimmern war selber einer der Deportationsorte. Die Tagungsstätte hat für das Projekt eine zusätzliche Symbolkraft, da auf ihrem Gelände während des Zweiten Weltkrieges Zwangsarbeiter interniert wurden.

In Baden waren über 5.600 Jüdinnen und Juden von der Deportation betroffen. Die meisten von ihnen lebten in Mannheim (über 2000 Personen) und in Karlsruhe (etwa 900), aus einigen Orten wurde nur eine Person deportiert, wie beispielsweise aus dem kleinen Weiler Saig im Hochschwarzwald. In etlichen der 137 Orte ist heute das Gedenken an den 22. Oktober 1940 Teil der kommunalen Erinnerungskultur, in anderen Orten ist nicht einmal mehr bekannt, dass jüdische Menschen dort lebten und von dort verschleppt wurden.

Eine Arbeitshilfe gibt Anleitung für die Spurensuche vor Ort. Außerdem werden Fragen formuliert, die für die Jugendlichen bei der Spurensuche hilfreich sein können. Im Zentrum des Projektes stehen natürlich die beiden Gedenksteine, die für jeden der Deportationsorte gestaltet werden sollen. Dazu gibt es Vorgaben, wie etwa die Größe der Steine (Höhe ca. 1 m, Breite ca. 50 cm). Beachtlich sind die dokumentarischen Ergebnisse. Manche Gruppen organisierten eine Ausstellung über die Deportierten, andere entwarfen eine Homepage oder verfassten eine Broschüre über die Schicksale der Deportierten aus ihrer Gemeinde. In der Regel haben die Gegenstücke der auf dem Mahnmal angebrachten Steine einen würdigen Platz in der jeweiligen Heimatgemeinde gefunden.

Das Mahnmal ist das Projekt des Monats der Internetplattform "Kirche im Aufbruch". "In der Erinnerung liegt das Geheimnis der Erlösung: Gedenken ist der Schlüssel zum Neubeginn" ist das Thema des siebten Monats im Rahmen des Themenjahres 2014. Der Satz "In der Erinnerung liegt das Geheimnis der Erlösung" ist ein Wort des jüdischen Gelehrten Baal Schem Tob (1700 bis 1760). Er hatte es in Bezug auf das jüdische Exil in Babylon gesagt. Kirchliche Projekte halten die Erinnerung an die Zeit des Dritten Reiches wach und ermöglichen, aus der Vergangenheit zu lernen


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Publikationsdatum dieser Seite: Mittwoch, 7. Februar 2018 17:39