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Ein Lied kann eine Brücke sein - Musikprojekt der ESG Dresden in einer Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge

Das Wort Willkommenskultur hat Hochkonjunktur. Menschen, die vor Krieg und Verfolgung nach Deutschland flüchten, willkommen zu heißen ist der erste Schritt. Der zweite: die Gestaltung des Miteinanders in Deutschland. Integration braucht einen langen Atem und lebt vor allem von der unmittelbaren Begegnung. Die Evangelische Studentengemeinde in Dresden (ESG) hat sich auf den Weg gemacht und bringt Flüchtlinge und Menschen, die in Deutschland leben, miteinander in Kontakt. Doch der Reihe nach.

Als im Sommer dieses Jahres eine Turnhalle der Technischen Universität (TU) Dresden zur Erstaufnahmeeinrichtung für 550 Flüchtlinge wurde, rückte das Thema Flüchtlinge in unmittelbare Nähe. Schon länger hatte das Thema in der ESG Dresden für Gesprächsstoff gesorgt. Die erste Kontaktaufnahme mit dem Campleiter durch den Studierendenpfarrer zeigte, dass dieser fast schon gewartet hatte, ob sich Kirche nicht in irgendeiner Weise in der Einrichtung einbringen würde. Ideen des engagierten Campleiters gab es viele. Ein erstes Mitarbeiten bei der Essensausgabe zeigte allerdings auch, dass die Möglichkeiten für ein Projekt im Camp begrenzt sind - sowohl räumlich als auch sprachlich und aufgrund der hohen Fluktuation. Zudem wurde schnell klar, unter welcher Anspannung die Mitarbeitenden stehen, die rund um die Uhr sehr gut für 550 Menschen sorgen.

Doch wie? Welche ist die beste Möglichkeit, um mit den Flüchtlingen in Kontakt zu kommen? Die Studierenden konzentrierten sich auf die Kinder im Camp. Zum einen brauchen die nach all den Eindrücken, die nach der Flucht auf ihnen lasten, am ehesten einen Hauch von Normalität. Zum anderen sind sie es, die am leichtesten zu begeistern sind. Ausgestattet mit Musikinstrumenten und mit ein paar Spielideen im Kopf machte sich die erste Gruppe von zehn Studierenden auf den Weg ins Camp.

Der Eindruck war für alle Beteiligten prägend. Was es für Menschen bedeutet, wenn eine Turnhalle zur Wohnstatt wird, lässt sich nur erahnen, wenn man es selbst gesehen hat. Genauso erstaunlich war aber auch, wie schnell in so einer Atmosphäre Normalität einkehren kann, wenn man mit Kindern musiziert und spielt. Begeistert erzählten alle Beteiligten bei der Nachbesprechung, dass ihre Erwartungen übetroffen wurden und die Erlebnisse sie bereichert haben. Diese Erfahrungen weckten den Wunsch nach weiteren Treffen. Mittlerweile stehen 40 Studierende auf der Liste der Einsatzkräfte, sodass einmal pro Woche eine Begegnung mit den Kindern stattfinden kann. Bewegungsspiele mit Musik sind dabei der große Renner.

Immer wieder lassen sich auch erwachsene Flüchtlinge zum Mitmachen bewegen. Das macht Mut, an den nächsten Schritt zu denken. Geplant ist ein Programm für Erwachsene auf die Beine zu stellen. Auch hier könnte Musik eine Brücke zwischen den Kulturen bilden. Wie wäre es, sich gegenseitig die eigene Musikkultur vorzustellen? Schließlich haben die Flüchtlinge mehr einzubringen, als viele erwarten. Die ESG Dresden bleibt dran an diesem Thema.


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Publikationsdatum dieser Seite: Mittwoch, 7. Februar 2018 16:59