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Bibeltheater-AG - die Bibel zum Sprechen bringen

Biblische Texte im Spiel zum Leben zu erwecken, um so Bilder zu erzeugen: Darum geht es in diesem Monat des Themenjahrs "Reformation - Bild und Bibel". Die Spannbreite reicht vom Schattentheater über den Clown im Gottesdienst bis zum bühnenreifen Drama.<(p>

Bereits seit 17 Jahren übt die Religionslehrerin Brigitte Doleschal mit Schülerinnen und Schülern der Alemannen-Realschule im badischen Müllheim biblische Geschichten als Theaterstücke ein. Entstanden aus kurzen englischsprachigen Stücken im bilingualen Zweig der Schule wurde die Arbeit immer professioneller und zu einem Projekt der ganzen Schule.

In jedem Jahr wird ein neues Stück eingeübt. Pfarrerin Anke Doleschal aus Seelbach schreibt die Stücke auf Grundlage der biblischen Texte und mit dem Blick auf die Probleme der Gegenwart. Etwa ein halbes Jahr lang beschäftigen sich die Schüler mit den Texten und lassen diese zu ihren Texten werden. Wie integrativ das wirken kann, zeigt sich, wenn ein muslimischer Schüler eine Hauptrolle übernimmt.

Damit die Zuschauer bei den Aufführungen den biblischen Kontext möglichst originaltreu erleben, werden neben den Kulissen Kostüme eingesetzt, die die Verantwortlichen von Reisen in den Nahen Osten mitgebracht haben. Zur Lebendigkeit trägt auch bei, dass es sich nicht um reines Sprechtheater handelt. Zum Einsatz kommen auch Gesang und Tanz. Zur Begleitung spielt ein Orchester aus Lehrern, Eltern und Schülern.

Biblische Texte sind nicht einfach Literatur. Sie sind Verkündigung des Wortes Gottes und legen Zeugnis ab von den Erfahrungen, die Menschen mit Gott gemacht haben. Daher werden in Müllheim die Stücke auch nicht einfach wie im Theater aufgeführt. Sie werden Hauptelement eines Schulgottesdienstes. Außerdem spielt die Arbeitsgemeinschaft auch außerhalb der Schule, wie z.B. bei Bezirksfrauentagen. So wie zu der Zeit der Reformation die Bibel, der Buchdruck und das Bild neue Wege waren, das Evangelium zu kommunizieren, so ist es auch das Theater und das darstellende Spiel. Den Dezember, den Monat der Krippenspiele, stellen wir daher unter dieses Thema des Mediums Theater, das Herzen und Sinne direkter erreicht als mancher Text und so den Glauben erleben lässt.

Der Aufbruch in eine bessere Welt und die Überwindung von Ängsten waren zentrale Themen bei einem solchen Bezirksfrauentag. Beim Bibeltheater ging es um Abraham, den Vater des Glaubens. Abraham wurde im heutigen Irak geboren, als Vater der drei Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam. "Warum bekriegen die sich, sie sind doch Geschwister?" Abraham weiß es: Früher ging der Streit um Wasserstellen, heute geht es um Macht und Öl - "weil die Welt zu laut geworden ist, hört, man Gott nicht mehr".

Ein anderes Mal ging es um Episoden aus dem Leben von König David. Ohne schützende Rüstung trat David dem Riesen Goliath entgegen, im Vertrauen darauf, dass Gott ihn besser schütze als eine eiserne Rüstung. Anschaulich demonstrierten die Schüler, wie die Bundeslade von Hebron nach Jerusalem gebracht wurde. In seiner Freude darüber, legte König David alle Statussymbole ab. Ohne seine prachtvolle Robe, den Schmuck und die goldene Krone, ganz nackt, stellte er sich auf eine Stufe mit seinen Untertanen. König David wurde herausragend gespielt von einem 16-jährigen Moslem. Das Theaterspiel in Müllheim war ein von Brigitte Doleschal bewusst gewolltes Paradestück für die Integration verschiedener Religionen.


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Publikationsdatum dieser Seite: Mittwoch, 7. Februar 2018 16:59