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Auf den Spuren Gutenbergs: Mit der Druckerpresse selbst biblische Texte drucken

Heute am 3. Februar gedenken wir des Todes von Johannes Gutenberg im Jahr 1468 in Mainz. Er gilt als Erfinder des modernen Buchdrucks mit beweglichen Metalllettern und der Druckerpresse. Damit löste er nach der Ausbildung der Sprache und der Erfindung komplexer Schriftsysteme die dritte Medienrevolution aus. Plötzlich konnten Bücher und Flugschriften in großer Stückzahl produziert werden, auch und gerade die Bibel.

1534 erschien die erste deutschsprachige Vollbibel. Übersetzt von Martin Luther und mit 129 Farbholzschnitten aus der Schule des Malers Lucas Cranach illustriert. Wie hätte Luthers Gedankengut verbreitet werden können, wenn es nicht diese neue Art der Drucktechnik gegeben hätte? Heute ist für uns der Umgang mit Medien jeglicher Art vertraut, doch für die Kirchen eröffneten sich damals neue Formen für die Kommunikation des Evangeliums. So steht letztlich die Buchdruckkunst auch in der Spannung zwischen dem Bewahren guter Tradition und dem Aufbruch zu neuen Kommunikationsformen.

"ES begab sich aber zu der zeit/das ein gebot von dem Keiser Augusto ausgieng": So beginnt die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukasevangelium in der Bibel von 1534. Im Museum für Volkskunst in Dresden konnten die Menschen zu Weihnachten an einer originalgetreu nachgebauten Druckerpresse erleben, wie revolutionär diese Erfindung war. Jeder Besucher durfte bei unserem Projekt des Monats selber die Weihnachtsgeschichte in der Übersetzung von 1534 drucken. Bei Kinder und Erwachsenen, die die Weihnachtsferien für einen Museumsbesuch nutzten, wurde so die Weihnachtsgeschichte gegenwärtig. Zum Vergleich bekamen sie auch noch eine Fotokopie der Weihnachtsgeschichte aus der modernen Ausgabe der BasisBibel.

Dieses "zentrale haptische Element" der Reformationszeit ist auch an anderen Orten wie z.B. Messen und Schulprojekten erlebbar. Wenn Schulklassen sich mit gelebter Nächstenliebe beschäftigen, dann wird es zu einem bleibenden Erlebnis, wenn sie das Gleichnis vom barmherzigen Samariter aus dem Lukas-Evangelium, selbst gedruckt in den Händen halten. Ähnlich ging es den Besuchern auf der Urlaubs-Messe CMT (Caravan - Motor - Touristik) in Stuttgart im Januar. "Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln..." Psalm 23 ist einer der beliebtesten Bibeltexte überhaupt. Auf einem ökumen. Gemeinschaftsstand der Kirchen in Baden-Württemberg konnten die Besucher diesen Psalm selbst gedruckt aus einem Nachbau von Gutenbergs Druckerpresse ziehen. So ergaben sich Gespräche über den Psalm und was er Menschen bedeuten kann. Gleichzeitig wurden die Besucher neugierig auf die Reformationszeit und ihre Schauplätze. Eingerahmt war die Presse von einer Handschrift aus dem 8. Jahrhundert auf der einen Seite und einem iPad mit der Kirchen-App der EKD auf der anderen Seite.

Wir befinden uns mitten in der Reformationsdekade, die zum Reformationsjubiläum im Jahre 2017 hinführt. Das Themenjahr 2015 steht unter dem Thema "Reformation - Bild und Bibel". Wir beleuchten dieses Thema jeden Monat von einer anderen Seite. Bild und Bibel waren die beiden Haupt-Kommunikationsmedien, durch die die Reformation ihre neue Botschaft verbreiten konnte. Aus Anlass des Todes Johannes Gutenbergs steht in diesem Monat das Schreiben und Drucken von biblischen Texten im Mittelpunkt. Auch Flugblätter und Flugschriften spielten in der Reformation eine große Rolle; wir knüpfen daran an, in dem wir heutige innovative Gemeindebriefkonzepte u.ä. vorstellen. Gleichzeitig spielt das Schreiben per Hand weiterhin eine große Rolle. Wenn Menschen z.B. wie in einem mittelalterlichen Kloster Bibeltexte schreiben, machen sie sich die Texte neu zu eigen.


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Publikationsdatum dieser Seite: Mittwoch, 7. Februar 2018 16:59