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Chagall inspiriert Kinder heute - ein Kunstworkshop

Seine biblischen Gestalten sind lebensnah: Patriarchen, Könige, Richter und Propheten sind bei Marc Chagall keine Idealgestalten, sondern Menschen aus den osteuropäischen Ghettos mit all ihrem Leid und mit ihrem Glauben. Aber er hat diese Gestalten aus dem Ghetto zurückversetzt in das alte Israel.

Im Rahmen der 100-Jahrfeier der Luther-Kirchengemeinde im niedersächsischen Soltau gab es im September 2011 eine Chagall-Ausstellung in der Kirche mit dem Titel "Der unbekannte Chagall. Radierungen und Lithographien zur Bibel". Um auch Kinder einzubeziehen, bot die Gemeinde einen besonderen Kunstworkshop an. Die Kinder sollten einerseits etwas aus dem Leben von Marc Chagall erfahren, andererseits aber auch selber malen. Wichtig war, dass sie keine Bilder von Chagall abmalen, sondern ihre eigene Lieblingsgeschichte aus der Bibel malen - so wie Chagall eben auch Geschichten gemalt hat, die ihm wichtig waren. Da sieht dann beispielsweise ein Boot so aus, wie die Kinder Boote aus ihrer Erfahrungswelt kennen.

"Das hatten wir in Reli, das fand ich toll"

In einem Anspiel "erzählte" Chagall zunächst aus seinem Leben. Die Kinder überlegten gemeinsam mit den Erwachsenen, welche Geschichten aus der Bibel sie kennen, mögen und gerne malen würden. Manche Kinder sagten: "Ich kenne keine Bibelgeschichte". Als jedoch die anderen Kinder Geschichten, wie zum Beispiel von Noah, Mose, Jesus, Weihnachten, Kreuzigung oder Engeln nannten, sagten sie: "Diese Geschichte kenne ich doch auch!" Als sich alle Kinder eine Geschichte ausgesucht hatten, begannen sie in Kleingruppen zu malen. Zum Team gehörten Kunstlehrerinnen und Kunstlehrer sowie externe Ehrenamtliche, die Malkurse für Kinder anbieten. So wurde eine qualifizierte Anleitung der Kinder gewährleistet

Beim Malen entwickelten sich spannende Dialoge unter den Kindern: "Was malst du, die Geschichte kenne ich gar nicht?" - "Das ist Mose im Schilf, das hatten wir in Reli, das fand ich toll." So begann eine Drittklässlerin ihre perfekte Nacherzählung der Mosegeschichte für ein Kindergartenkind.

Bilder zur Bibel sind Ausdruck des Glaubens

Die Kinder genossen es, auf großem Papier in der Kirche zu malen. Spannend, wie die Kinder ihre Lebensgeschichte in die Bilder hinein gemalt haben! So malte ein Mädchen ein Kaninchen mit einem Engel und nannte ihr Bild "Das Wunder". Das Kaninchen des Kindes rückte öfter aus seinem Stall aus und lief über die Hauptstraße. Dass das Kaninchen dabei nie überfahren wurde, empfand das Mädchen als Wunder: "Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen" (Psalm 91,11).

Bilder zur Bibel sind auch immer Ausdruck des Glaubens. Dies gilt für ganz einfache Zeichnungen der verfolgten Christen in den römischen Katakomben ebenso wie für große Altarbilder aus Renaissance und Gotik oder für ganz moderne Bilder. In der Rezeption von Kunstwerken, die von der Bibel inspiriert sind, erschließt sich uns die Bibel und der Glaube neu. Der Ansatz erfolgt nicht über das Lesen und Hören, sondern über das Sehen und das optische Erleben - passend zum Themenjahr Bild und Bibel im Rahmen der Reformationsdekade.


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Publikationsdatum dieser Seite: Mittwoch, 7. Februar 2018 16:59