Kirche in der Fläche

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3. Fachtagung der Land-Kirchen-Konferenz der EKD

13. September 2016

"Eines der wichtigsten kircheninternen Themen der nächsten Jahre ist die zukünftige Gestalt des Pfarrberufes, nicht nur im Blick auf das Land, aber da im Besonderen." Mit diesen Worten eröffnete Oberkirchenrat Dr. Konrad Merzyn die 3. Fachtagung der Land-Kirchen-Konferenz. 80 Delegierte aus nahezu allen EKD-Landeskirchen diskutierten unter dem Motto "Gesegnet und gesendet" lebensweltliche und empirische Einsichten zur Zukunft des Pfarrberufs: Wie kann die Arbeit bei einer Verantwortung für mehrere Kirchengemeinden gestaltet werden? Welche Rahmenbedingungen sind im Pfarramt hinderlich, welche Strukturen förderlich?

 

Der Beruf des Pfarrers / der Pfarrerin sei ein "High-Active-Job", erläuterte Anja Granitza. Die Psychologin forscht an der Universität Greifswald in einem Team unter Leitung von Professor Michael Herbst zu Arbeitsanforderungen im Pfarrberuf. High-Active-Jobs gingen in der Regel mit hoher Zufriedenheit einher. Es sei zwar Vieles und Schwieriges zu tun, aber durch einen hohen Entscheidungsspielraum könne der vorhandene Stress gut abgebaut werden.

 

Dass das im Pfarramt nicht immer so ist, machte Gunter Schendel vom Sozialwissenschaftlichen Institut der EKD deutlich. Schendel gab einen Überblick über die in den vergangenen 15 Jahren erschienenen Studien zum Pfarrberuf. Danach seien mehr als zwei Drittel der Befragten mit dem eigenen Beruf zufrieden oder sehr zufrieden. Gleichzeitig sei der Leidensdruck hoch: Neben der enormen Arbeitsbelastung würden die Neuordnung der Pfarrbereiche, fehlende Mitarbeiter oder das verpflichtete Wohnen im Pfarrhaus beklagt.

 

Dabei gebe es einen signifikanten Unterschied zwischen Stadt und Land: Auf dem Land seien hauptamtliche Mitarbeiter selten, es fehlten qualifizierte Ehrenamtliche, die Verantwortung für Gebäude und Friedhöfe beanspruche viel Arbeitszeit, der Entscheidungsspielraum sei geringer, die Trennung von Beruf und Freizeit schwieriger.

 

"Der Einzelne kann diese Last nicht allein stemmen." Professor Michael Herbst fordert deshalb kirchenleitende Konsequenzen. Neben kurativen Maßnahmen wie Mentoring und Supervision müsse präventiv bei kirchlichen Strukturreformen zukünftig stärker im Blick sein, wie die Dehnung der Zuständigkeit geschultert werden solle. Jürgen Schilling, Mitarbeiter im Projektbüro Reformprozess der EKD, wies darauf hin, dass damit die Kirchentheorie berührt sei: "Es stellt sich die Frage, welche Amtsverständnisse den Wandlungsprozess vollziehen helfen und welche blockieren, weil sie Ressourcen verdecken und Bestehendes als alternativlos erscheinen lassen."

 

In Arbeitsgruppen wurden das Für und Wider von Dienstbeschreibungen, der Umgang mit Widerständen sowie Aspekte der Motivationsförderung thematisiert. Zum Abschluss der Fachtagung stellte der Münchner Oberkirchenrat Helmut Völkel Thesen zur Personalentwicklung in der Ev.-Luth. Kirche in Bayern vor.

Eine Dokumentation der Fachtagung finden Sie hier.

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Publikationsdatum dieser Seite: Montag, 1. Oktober 2018 11:32