Kirche in der Fläche

zurück

2. Land-Kirchen-Konferenz

28. bis 30. Mai 2013

"Wir wollen über das Loslassen reden. Über den Rückbau. Die Fülle braucht endlich eine sichtbare Ordnung: Was an klassischen pastoralen Tätigkeiten muss deutlich reduziert oder sogar aufgegeben werden? Was kann getrost gelassen werden?" Mit dieser markigen Aufgabenbeschreibung eröffnete Günther Beckstein, Vizepräses der EKD-Synode, die 2. Land-Kirchen-Konferenz der EKD. Vom 28. bis 30. Mai 2013 waren für drei Tage 65 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus allen Gliedkirchen der EKD nach Northeim gekommen, um die Perspektiven einer "Kirche in der Fläche", also evangelische Kirche in ländlich-peripheren Regionen, zu bedenken.

Vor Ort bot sich den Besuchern eine beeindruckende kirchliche Vielfalt. Prägend für den gastgebenden Kirchenkreis Leine-Solling ist einerseits eine vergleichsweise stabile volkskirchliche Tradition. Andererseits leidet der südniedersächsische Raum wie viele andere Regionen Deutschlands über-proportional unter dem demografischen Wandel. Welche Antworten auf diese Herausforderung vor Ort gefunden werden, durften die Teilnehmer am zweiten Konferenztag erleben. So beeindruckte das "Forum Kinderarmut" in Uslar, das es mit einer diakonischen Initiative bis in den Bundestag geschafft hatte. In der Region Leinetal schärften die Kirchengemeinden in einem mehrjährigen Prozess wie weiland McKinsey in München ihr Profil mit Hilfe eines Organisationsentwicklers. In der Region Dassel gab es zwei Umnutzungskonzepte von Kirchengebäuden zu bestaunen. "Die Hospitation war für mich das Highlight", so das Feedback einer Pfarrerin aus der Nordkirche. Northeim sei ihr zum Beispiel dafür geworden, dass der überall festzustellende Wandel "ausreichend Möglichkeiten für Neuansätze bietet. Wir müssen sie nur mutig anpacken." Tatsächlich fördert der Kirchenkreis kreative und profilierte kirchengemeindliche Arbeit. Zugelassen sind dabei auch ungewöhnliche Wege.

Günther Beckstein hatte genau das in seiner Eröffnungsansprache gefordert. Die Neuausrichtung kirchlicher Arbeit im 21. Jahrhundert dürfe nicht nach einem "Entweder-Oder-Prinzip" erfolgen. Solche Absicht verkenne "den Reichtum, aus dem Kirche seit jeher schöpft, nämlich der Vielfalt ihrer Formen". Jeder kirchliche Ort, so Beckstein, habe seine eigene Logik. Und aus diesem je Besonderen müssten die je eigenen Entscheidungen gewonnen werden.

Das Motto der Konferenz war aus Prediger Salomo entnommen: Abbrechen hat seine Zeit, bauen hat seine Zeit (Kohelet 3,3). Zu den Referenten gehörten neben dem Vizepräses der Synode des EKD unter anderen auch die Kieler Professorin für Praktische Theologie, Uta Pohl-Patalong, und der Berliner Bischof Markus Dröge. Dieser stellte fest, dass das Bild "der flächendeckenden lebendigen Parochialgemeinde mit dem gesamten Angebot kirchlicher Möglichkeiten . schon lange nicht mehr lebbar" sei. Eine Neu- bzw. Wiederentdeckung nichtparochialer Formen von Kirche benötige jedoch einen längeren Prozess. Er entwarf in seinem Vortrag das Bild eines Netzes mit starken Knoten und plädierte für "Kontaktflächen" zur Gesellschaft. "Wir können nicht unser Land mit lebendigem Gemeindeleben überziehen, und wir werden nur selten gegen den demographischen Trend wachsen. Aber wir können an geistlichem und gesellschaftlichem Identitätsbewusstsein wachsen und zunehmend Aufgabenklarheit für eine kleiner werdende Kirche gewinnen."

Die 1. Land-Kirchen-Konferenz fand 2011 im thüringischen Gotha statt. Für den 6. Mai 2014 ist eine 2. Fachtagung in Planung. Währenddessen sind die Gliedkirchen aufgerufen, regionale und landeskirchenweite Konferenzen zu installieren.

Praktiker vernetzen sich
geistreich.de

Evangelische Kirche in Deutschland
Copyright ©2018 Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) | Datenschutz | Impressum | Kontakt
Publikationsdatum dieser Seite: Montag, 1. Oktober 2018 11:32